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Calciumbedarf für Hunde

Calcium ist das Mineral, das bei Hundebesitzern die größte Aufmerksamkeit genießt. Calcium ist bei Hunden für die Stabilität der Knochen und Zähne von zentraler Bedeutung, zudem steuert Calcium verschiedene Stoffwechselabläufe im Körper des Hundes, z.B. die Blutgerinnung oder die Kontraktion der Muskulatur. Calcium und Phosphor sind bei den Stoffwechselabläufen eng miteinander verbunden. Der Hund hält über 95% des Calciums im Skelett gebunden, bei Phosphor liegt der Anteil bei rund 80%. Damit haben beide Mineralien eine wichtige Funktion für die Stabilität und Funktion des Skeletts, haben aber unterschiedliche Aufgaben im Körper.

 

Regulierung von Calcium und Phosphor

Calcium wird im Blut über Hormone gesteuert. Über die Nebenschilddrüse wird durch das Hormon Parathormon Calcium aus dem Skelett freigesetzt, wenn der Calciumgehalt im Blut zu gering ist. Die Knochen, in denen das Calcium eingelagert ist, dienen dem Hund sozusagen als Calciumdepot. Bei erhöhtem Calcium im Blut wird hingegen das Hormon Calcitonin freigesetzt, welches die Freisetzung von Calcium aus den Knochen hemmt. Über die Nieren wird eine geringe Menge von Calcium ausgeschieden.  

 

Wieviel Calcium braucht ein Hund pro Tag

Der Calciumbedarf bei Hunden liegt bei ca 130mg x Körpermasse^0,75 und gilt für Hunde im Erhaltungszustand. Ein 15kg Hund hätte also beispielsweise einen Bedarf von 990,86mg Calcium, während ein 30kg schwerer Hund einen Calciumbedarf von 1666mg hat, ein 7,5kg Hund 589mg. Ein doppelt so schwerer Hund hat nicht automatisch den doppelten Nährstoffbedarf. Übrigens: Der Calciumbedarf steigt nicht dadurch an, wenn Hunde intensiven Belastungen (Sport- und Gebrauchshunde) ausgesetzt sind, da durch die Bewegungen kein Calcium verbraucht wird.

Bei laktierenden Hündinnen hingegen steigt der Bedarf je nach Anzahl der Welpen auf das bis zu fünffache an. Welpen haben ebenfalls einen erhöhten Calciumbedarf, insbesondere in den ersten drei Lebensmonaten, also in der Zeit des verstärkten Skelettwachstums und der zunehmenden Mineralisierung der Knochen. Bei Welpen großer Rassen ist der erhöhte Bedarf auch noch bis zum 6. Monat gegeben, wobei die Wachstumskurve in den Monaten 4-6 geringer ausfällt.

Im Regelfall wird bei BARF der erhöhte Calciumbedarf über die erhöhte Futtermenge gedeckt, da Welpen im Gegensatz zu ausgewachsenen Hunden bis zu 8% vom Körpergewicht fressen, während Hunde im Erhaltungszustand zwischen 2-4% vom Körpergewicht an BARF zu fressen bekommen.

Natürlich sind diese Bedarfswerte nicht allgemein gültig. Die Absorption des Calciums kann durch andere Stoffe im Futter beeinträchtigt werden. So kann die Verwertung von Calcium durch Phytinsäure gehemmt werden, wobei Mineralstoffe im Magen und Darm unlöslich gebunden werden und so vom Hund nicht mehr verwertet werden kann. Phytinsäure kommt in größeren Mengen in Getreidekörnern oder auch pflanzlichen Eiweißträgern vor, wie z.B. Mais, Soja, Weizenkleie, Erdnüsse oder auch unpolierter Reis.

 

Dürfen Hunde Knochen fressen?

Hunde sind Karnivore, also Beutetierfresser. Beutetierfresser ernähren sich nicht nur von Fleisch, sondern auch von Innereien, dem Darminhalt und auch von Knochen. Betrachtet man z.B. Wölfe in der Wildnis, so fressen sie das Beutetier nicht vollständig. Übrig bleiben vorwiegend stark mineralisierte Knochen. Dabei handelt es sich um extrem harte Knochen, üblicherweise tragende Knochen. Auf ihnen lagert das Gesamte Gewicht des Tieres, z.B. Beinknochen. Tragende Knochen, wie Markknochen, Beinknochen von großen Tieren sollte dem Hund nicht als Futter angeboten werden, da sie zu Zahnverletzungen führen kann. Knochen von kleinen Beutetieren sind dagegen kein Problem, wie Hühnerhälse, Entenrücken, oder auch Lammrippen bzw. Kalbsbrustbeinknochen.

Knochen sind ein ausgezeichneter Calciumlieferant, denn in den Knochen ist das Calcium eingelagert. Darüber hinaus enthalten Knochen Phosphor, Magnesium, Zink und Natrium. Für die Fütterung geeignete Knochen begünstigen zudem die Zahnpflege, da durch das Knochenkauen Plaque und Zahnstein vorgebeugt werden kann bzw. vom Zahn abgerieben werden kann. Knochen sind ebenfalls noch eine tolle Freizeitbeschäftigung für Hunde, da Kauen zur Lieblingsbeschäftigung von Hunden gehört, sollten aber stets unter Beaufsichtigung gegeben werden.

Hunde dürfen Knochen fressen, es gibt jedoch ein paar Sachen, auf die ihr achten solltet. Es gibt Knochen, die zur Fütterung von Hunden geeignet sind und Knochen, die nicht geeignet sind. Weiter ist die Zubereitung, Größe, Menge von Bedeutung und das Thema Hygiene sollte auch nicht vernachlässigt werden.

 

Welche Knochen sind für Hunde geeignet

Grundsätzlich können alle Knochen für Hunde geeignet sein, die nicht zu den tragenden Knochen gehören. Markknochen, Beinscheiben oder auch Putenschenkelknochen  sind definitiv nicht geeignet, da sie zu hart sind und die Zähne schädigen können.

Am ehesten geeignet sind Knochen von jüngeren Schlachttieren, z.B. Kalbsknochen, insbesondere Kalbsbrustbeinknochen. Die Brustbeinspitzen sind sehr weich und bilden den Übergang von Knorpel zu Knochen. Ebenfalls gut geeignet sind Hühnerhälse, Lammrippen, Entenrücken oder Karkassen.

Auch Knorpel können sich als Lieferant für Calcium eignen. Im Gegensatz zu Knochen ist die Nährstoffdichte aber deutlich geringer. Rinderknorpelplatten, auch Rinderspachtel genannt, sind beispielsweise aus der Schulter und haben noch einen vergleichsweisen hohen Calciumgehalt von ca. 420mg/100g. Die Knorpelplatten gehören nicht zu den Knochen und können im Magen des Hundes noch zersetzt werden, auch wenn der Hund mal ein größeres Stück verschlungen hat.

 

Knochenanteil in BARF Menüs nicht bedarfsdeckend

In vielen BARF Shops werden überwiegend BARF Menüs als Fertigmenüs angeboten. In den Menüs sind wahlweise alle tierischen BARF Komponenten wie Muskelfleisch, Pansen, Innereien und Knochen mit und ohne Gemüseanteil enthalten. Da sich Knochen nicht wolfen lassen, wird Knorpelfleisch, Strosse oder Luftröhre als Knochenanteil verwendet. Das ist nicht nur billiger, es ist auch nicht annähernd bedarfsdeckend. Knorpelfleisch, Strosse oder Luftröhre  hat grade einmal 40-100mg Calcium auf 100g enthalten. Der 15kg Hund würde bei einer Futtermenge von 3% vom Körpergewicht also 450g Futter am Tag bekommen. Gemäß BARF Aufteilung wären das 72g RFK, also rohe fleischige Knochen. Selbst im oberen Teil der Spanne wären in 72g Luftröhre oder Knorpelfleisch also 72mg Calcium enthalten. Zur Erinnerung: Der Calciumbedarf eines 15kg Hundes liegt bei 990mg. Pansen, Muskelfleisch und Innereien enthalten auch etwas Calcium, aber es ist absolut nicht möglich, mit den BARF Menüs den Bedarf an Calcium zu decken. Wenn du auf BARF Menüs nicht verzichten möchtest, empfehlen wir, 1-2mal pro Woche RFK, z.B. Hühnerhälse oder auch Kalbsbrustbeinknochen zuzufüttern. Solltest du aus persönlichen Gründen deinem keine Knochen geben wollen, kannst du auch auf Calciumpulver zurückgreifen und ins Futter beimischen.

 

Wie werden Knochen am besten gefüttert

Der Calciumbedarf eines Hundes muss nicht mit jeder Mahlzeit gedeckt werden. Das wäre auch bei kleinen Hunden schwer möglich, da man den Knochen ist kleine Teile sägen müsste, die der Hund dann statt zu kauen auch verschlucken könnte. Da der Hund Calcium im Knochen speichern kann und bei Bedarf im Körper freisetzen kann, reicht es aus, den Calciumbedarf z.B. über einen Zeitraum von z.B. einer Woche  zu berechnen und entsprechend 1-2 mal pro Woche ein Stück Knochen zu füttern. Der 15kg Hund hat einen Wochenbedarf an Calcium von 6930mg. Das entspräche ca. 2 Kalbsbrustbeinstücken pro Woche. Der Calciumanteil liegt zwar bei 13800mg/100g, jedoch besteht der Kalbsbrustbeinknochen zum Teil auch aus Kalbsbrustbeinknorpel, Fleisch und Fett. Wer möchte, kann seinem Hund auch täglich 1-2 Hühnerhälse (ca. 30g/Stück) in den Napf legen.

Da jeder Hund unterschiedlich ist, gibt es natürlich keine beste Aufteilung. Es gibt Hunde, die morgens Knochen besser vertragen als abends, in anderen Fällen ist die tägliche Zugabe von Knochen besser als unregelmäßig, z.B. wenn der Kot etwas weich ist, da die Fütterung von Knochen den Kot festigen kann. Eine zu hohe Aufnahme von Knochen kann aber auch zu Knochenkot führen oder auch zu einer Verstopfung. Wenn ihr euch da nicht sicher seid, fangt mit weichen Knochen an, in kleineren Mengen und schaut, ob und wie dein Hund Knochen verträgt. Insbesondere bei BARF Einsteigern empfiehlt sich, den Hund nur ganz langsam an Knochen zu gewöhnen und nicht gleich eine ganze Langrippe. Das wird ziemlich wahrscheinlich erstmal zu erbrechen führen und dann zu Schwierigkeiten für den Hund, Kot abzusetzen. 

 

Was gibt es bei der Fütterung von Knochen noch zu beachten?

Knochen sollten roh gefüttert werden. Sie können durch Erhitzen spröde werden und splittern. Knochen sollten auch niemals ohne Aufsicht gefüttert werden. Es gibt immer ein gewisses Risiko, das mit der Knochenfütterung einhergehen kann. So kann der Hund beispielsweise ein zu großes Stück Knochen runterschlingen oder es kann sich, je nach Knochenart auch mal ein Stück im Maul des Hundes verklemmen (übrigens auch beim Stöckchenkauen). Hygiene ist im Übrigen auch noch ein Aspekt, der nicht unerwähnt bleiben soll. Viele Hunde neigen dazu, den Knochen spazieren zu tragen, ihn im Körbchen aufzubewahren, um später dran rumzukauen oder er wird einfach nur an einem anderen Ort gefressen oder öfter mal beim Fressen abgelegt. Alleine deshalb schon sollte der Hund bei der Knochenfütterung beaufsichtigt werden, denn sollte dein Hund einen rohen Knochen, an dem noch Fleisch dran ist, auf dem Boden abgelegt werden, sollte man das als Hundehalter wissen und entsprechend reinigen, besonders, wenn kleine Kinder über den Boden krabbeln.

 

Calcium Tabelle bei BARF

Putenhälse: 1210mg/100g
Kalbsbrustbeinknorpel: 390mg/100g
Kalbsbrustbeinknochen: 13800mg/100g (vom reinen Knochen)
Entenrücken: 2070mg/100g
Rinderknorpel: 419mg/100g
Hühnerhälse: 1600mg/100g
Luftröhre/Kehlkopf: 40mg/100g
Berliner Leitungswasser: 11mg/100ml
Broccoli: 108mg/100g
Magerquark: 92mg/100g
 

Calciummangel beim Hund

Ein Calciummangel ist erstmal nicht ganz so gravierend. Bei einem Mangel wird der Calciumbedarf aus den Calciumdepot, also den Knochen, ausgeschüttet und kompensiert. Sind diese Calciumreserven aufgebraucht, können jedoch erhebliche Skeletterkrankungen auftreten. Ein Hund kann also temporär einen Calciummangel recht gut kompensieren, über einen längeren Zeitraum keine Knochen, Knochenpulver oder Calciumpulver zu füttern, sollte aber unbedingt vermieden werden. Und denkt mal über Mozzarella nach. 100g enthält 450mg Calcium, 350mg Phosphor und daneben noch Kalium, Magnesium, Natrium und B-Vitamine B1, B2 und B6.

 

Calcium Überdosierung beim Hund

Ein Calciumüberschuss kann besonders bei großwüchsigen Hunderassen zu erheblichen Störungen der Knochenentwicklung führen. Außerdem wird die Verwertung von Phosphor, Magnesium und Zink gemindert, was weitere Mangelerkrankungen mit sich führen kann. Ein Überschuss an Phosphor, besonders in Form von Phytin, beeinträchtigt die Absorption von Calcium. Ein Phosphorüberschuss muss über die Nieren eliminiert werden. Die Überversorgung mit Phosphor kann die Nieren schädigen. In der Literatur hängt der tolerierte Überschuss an Calcium oder Phosphor vom Zusammenspiel der beiden Mineralstoffe ab. Das Verhältnis von Calcium und Phosphor sollte zwischen 1,3 bis 2:1 liegen, geringe Abweichungen aus dieser Bandbreite werden ohne Nachteile toleriert, sofern der absolute Bedarf gedeckt ist. Ein Verhältnis von Calcium zu Phosphor unter 1:1 sollte aber aufgrund der gegenseitigen Wechselwirkung bei der Absorption und dem Stoffwechsel vermieden werden. Bei Welpen sollte das Ca:P Verhältnis nicht über 1:1,5 liegen, bei adulten Hunden nicht über 2:1. Bei einer ausgewogenen BARF Fütterung werden diese Werte auch eingehalten. Aufpassen sollte man bei Calciumpulver. Knochen enthalten 13.800mg Calcium pro 100g und 6200mg Phosphor, also ein CA:P Verhältnis von ca. 2:1, Eierschalenpulver 37.000mg/100g Calcium, jedoch nur 150mg/100g Phosphor. Algenkalk 35.100mg Calcium und 30mg Phosphor auf 100g. Calciumcitrat enthält nur Calcium und gar kein Phosphor. Grundsätzlich eignet sich Calciumpulver als Calciumlieferant, jedoch ist das Verhältnis von Ca:P sehr unausgewogen. Auf den zweiten Blick kann es aber durchaus sinnvoll sein, Rindfleisch enthält je 100g beispielsweise 5mg Calcium, aber 185mg Phosphor. Somit kann Calciumpulver das Ca:P auch wieder positiv beeinflussen. Bei Hunden mit Nierenerkrankungen oder mit geminderter Nierenleistung sollte grundsätzlich auf die Fütterung von Knochen verzichtet werden, hier kann Calciumpulver mit keinem nennenswerten Phosphorgehalt sehr sinnvoll sein.